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Glücksgefühle entstehen oft durch die Erfüllung von Wünschen. Glückserlebnisse, die mit Wunscherfüllung verbunden sind, sind meist nur kurz, und wenn ein Wunsch erfüllt ist, ist bald schon der nächste da. Glücksgefühle jedoch, die entstehen, weil man etwas Schwieriges bewältigt hat, halten länger an.

Heutzutage gibt es eine Unmenge von spirituellen Übungen. Wollte ein Mensch sie alle ausprobieren, würde ein ganzes Leben nicht ausreichen. Es gibt Übungen, die den Menschen überfordern und anstrengen, vor allem, wenn er glaubt, sie machen zu müssen oder zu sollen. Man setzt sich unter Druck, und meistens gibt man die Übungen bald auf. Und es gibt Übungen, die den Menschen auf eine falsche Fährte führen, nämlich dann, wenn sie ihm vormachen, dass er mit einer bestimmten Übung sein Wesen stetig optimieren oder alle negativen Gedanken auslöschen könnte.

Immer wieder hört man, dass Meditation ebenso wie Psychotherapie dazu führen können, dass man ständig um sich selbst kreist. Tatsächlich besteht diese Gefahr. Unter welchen Umständen? Und – zunächst einmal – was bedeutet: um sich selbst kreisen?

Das, was wir hören, spricht das Gefühl stärker an als das, was wir sehen. Letzteres spricht stärker den Verstand an. Und doch gibt es unterschiedliche Qualitäten des Schauens, wie Franz Jalics im obigen Zitat andeutet.

Eine ganz wesentliche Übung im meditativen Leben ist: weniger im Kopf sein und dafür stärker und häufiger bei der Wahrnehmung verweilen. Menschliches Verhalten setzt zunächst einmal Wahrnehmung voraus, dann folgt das Denken und schließlich das Handeln. Am Anfang steht immer die Wahrnehmung. Da gibt es die sinnliche Wahrnehmung: Sehen, Hören, Tasten, Riechen, Schmecken. Und es gibt die geistige Wahrnehmung von Form von Bewusstwerden.

Wir modernen Menschen sind fast alle in erster Linie Augenmenschen. Der Musiker Joachim-Ernst Berendt sagte, dass wir unter der Diktatur des Visuellen, des Sichtbaren leben. Das Hören ist ganz unterentwickelt. Musiker sind da eine Ausnahme. Dass wir so vom Sichtbaren eingenommen werden, wird noch durch Fernsehen, Computer und visuelle Reizüberflutung verstärkt.

Jeder Mensch kommt mit einem enormen Kraftreservoir auf die Welt kommt. Ohne diese Energie könnten wir überhaupt nicht überleben. Doch oft hat es den Anschein, dass dieses Kraftreservoir stark abnimmt. Dann ist es nötig, unsere Kraftquellen aufzusuchen.

Immer mehr junge Menschen vergleichen sich mit Instagram-Vorbildern und werden dabei unglücklich, weil ihnen eine Welt vorgegaukelt wird, in denen Menschen nur noch glücklich, positiv gestimmt, schön, schlank und erfolgreich sind. Auf Facebook sehen sie Fotos von den Fernreisen ihrer zahllosen Facebook-Freunde, die ihnen das Gefühl vermitteln, dass andere Menschen ein abenteuerlicheres, genussvolleres Leben als sie selbst führen.

Wir Menschen sind zutiefst soziales Wesen. Wir treten in Beziehung zu anderen, wir können uns in den anderen einfühlen, wir brauchen Gemeinschaft. Ohne sie gehen wir unter. Der Mensch fügt sich in die Gemeinschaft ein, passt sich ihr an. Diese Anpassung kann aber so weit gehen, dass sich der Mensch selber verleugnet, dass er seinen Überzeugungen, seinem Gewissen untreu wird, seine Wahrnehmung ignoriert, weil er mit der Masse mitschwimmen will.

Alles hat seinen Preis, das ist eine bekannte Redensart. Wenn wir in einem Fünf-Sterne-Restaurant essen, müssen wir einen entsprechenden Preis dafür bezahlen. Doch auch in geistigen Dingen gilt diese Regel, sogar auf besondere Weise. Der Schriftsteller Art van Rheyn erweiterte sie, indem er schrieb: „Alles hat seinen Preis, besonders die Dinge, die nichts kosten.“